AUSGEGRENZTE THEMEN

Worüber darf nach dem Willen des dnwe-Vorstandes nicht einmal vereinsintern geredet werden? Als ob solche Themen zur Wirtschaftsethik nicht gehören:

Anfragen und Angebote Die Handhabung von teils sehr aufwendigen Angeboten, die in aller Regel unbezahlt bleiben. Unternehmen verlangen und erhalten Leistungen, für die sie – entgegen mancher Formulierungen von dem Corporate-Governance-Kodex – keine Gegenleistung erbringen. Im Gegensatz zur gesetzlichen Lage in Skandinavien gibt es anderswo keine Berichterstattung über den Ausgang eines Ausschreibens.
Verschwiegenheitserklärungen – wie diese gegen die marktwirtschaftliche Grundordnung wirken. Eine erste Gegenmaßnahme würde darin bestehen, für deren rechtliche Gültigkeit eine bedeutende Abgabe (Klebemarke) (z.B. € 10.000) einzuführen. Zudem automatischer Ablauf nach z.B. fünf Jahren. Zwingender Hinweis in jeder Verschwiegenheitserklärung um den Vorrang des öffentlichen Interesses.
Werbung als Unterwanderung bzw. Verfälschung der marktwirtschaftlichen Ordnung und unvereinbar mit dem Bürgerrecht, nicht von Fremden (z.B. im öffentlichen Raum visuell, akustisch) belästigt zu werden. Ein erster Schritt dagegen würde darin bestehen, die steuerliche Absetzbarkeit von Werbekosten zu beenden. Ein zweiter wäre, diese mit Steuer (ähnlich der Versicherungssteuer) zu belasten.
Agenturen Das Ausufern von Arbeitsvermittlungen aller Art. Das Problem des Arbeitshandels betrifft nicht nur die Zeitarbeitsfirmen, sondern Agenturen aller Couleurs. In welchen Hinsichten ist Arbeitshandel in seinen extremen Formen praktisch von Menschenhandel zu unterscheiden? Warum greifen größere Unternehmen auf diese angebliche „Dienstleistungen“ überhaupt zurück, anstatt die Leistungsträger direkt zu beauftragen? Haben dnwe-Mitglieder konkrete Erklärungen, die über Mutmaßungen (Bestechung, Ausweichung der Haftung, Faulheit, Expertengläubigkeit, u.a.) hinausgehen?
Kultur Wie kann sich Kultur wieder bezahlt machen? Wie wirken Steuergestaltung und sonstige Abgaben gegen die Entfaltung der Kultur? Lassen sich Subventionen rechtfertigen?
Alternative zu Patenten Diskussion auf Deutsch (zwecks späterer Verbreitung in der hiesigen Öffentlichkeit/den Medien) über den Health Impact Fund (Initiator Thomas Pogge). Es handelt sich u.a. um eine Alternative zu Patenten, damit die Pharmaindustrie für Neuentwicklungen belohnt/vergütet wird, ohne dass arme Menschen und Länder durch intellektuelle Eigentumsrechte systematisch benachteiligt werden. (Übrigens: Warum erfahren dnwe-Mitglieder über solche innovative Ideen nichts, obwohl wir im Kuratorium den Direktor der Novartis-Stiftung haben?)
Finanzkrise – Wer steht gerade? Die Rolle der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bei der Finanzkrise. Bisher haben diese sich aus der Verantwortung mit der Begründung herausgeredet, sie hätten ihre (recht begrenzten) gesetzlichen Pflichten erfüllt. Darüber, dass sie selbstverständlich weitergehende ethische Verpflichtungen verletzt haben, wird im dnwe verschwiegen, obwohl – oder gerade weil – wir im Vorstand eine Vertreterin dieser Branche haben und WP-Firmen zu den Mitgliedern zählen.
Haftungsfrei – Vogelfrei? Müsste nicht eine weitergehende Haftung für die Geschäftsführer von GmbH und Aktiengesellschaften gelten? Dass diese bei grobem Fehlverhalten mit einem Großteil Ihres Vermögens (auch Rentenansprüche) und mit Entzug der „Berufsausübung“ geahndet werden müssten. Das heißt: Sollten wir nicht die Beschränkung der Haftung in Sonderfällen aufheben?
Unternehmensberater Wie häufig sind ihre Beiträge konstruktiv, kompetent und originell? Wie häufig richten sie nur Unfug an? Der Autor würde im geschützten (!) Bereich ein erstes Beispiel bringen.

 

NICHT NUR DER VORSTAND
(> PDF Falsche Einladung, leserfreundlich für E-Reader, Kindle, usw. formatiert)
hat sich gegen eine Diskussion dieser Themen gewehrt, sondern auch die vom Vorstand eingesetzte Moderatorin Monika Eigenstetter:
(> PDF Offener Brief, leserfreundlich für E-Reader, Kindle, usw. formatiert)

Hier als Geschmacksprobe ein aussagekräftiger Auszug aus „Offener Brief“ (Der Kontext steht in der vollständigen PDF-Datei: Dieser Auszug enthält Aussagen, die sich nicht nur an den Adressaten richten, sondern eben einen Teil der hiesigen Bildungselite überhaupt betreffen. Daher die Hervorhebung.)

OFFENER BRIEF

Sehr geehrte Frau Professor,
Ich lehne fast jede Darstellung und jede Stellungnahme in Ihrem Schreiben grundsätzlich ab. Ich könnte nur sehr zeitaufwendig zwischen den Zeilen gehen und meine Kritik somit ausformulieren und begründen. Ich vermute aber, dass Sie diese nicht lesen würden, denn Sie haben andere Sachen von mir nicht gelesen, zumindest nicht mit Verstand. Sie merken vermutlich nicht, dass Sie hier und anderswo Beleidigungen austeilen, da wo Sie sonst für sich Freundlichkeit und Respekt einfordern. Auch wenn Sie willens wären und ich sonst nichts zu tun hätte, bräuchte ich zehn Jahre, Sie zu therapieren.
Sie verdrehen meinen Standpunkt und, was die Allgemeinheit betrifft, gehen Sie von Annahmen aus, die Sie für selbstverständlich halten, die aber weder im dnwe schriftlich fixiert sind noch universell geteilt werden. So sind wir nicht alle von Diskursethik angetan. Soweit einiges darin unstrittig ist, dann eher als alter Wein in neuen Schläuchen. Ich würde gerne bei einer anderen Gelegenheit auf die sogenannte Diskursethik eingehen, die nicht nur ich für weitgehend wertlos halte. Mit einem Vorreiter dieses Ansatzes habe ich mich in der Studienzeit vor vierzig Jahren befassen müssen, und schon damals wurde er nicht mehr ernst genommen. Das ist aber ein anderes Thema, und ich erwähne es hier nur, um Ihnen vorzuführen, so wenig gebildet – Frau Professorin – wie Sie es letztlich sind, dass Sie wohl von falschen Prämissen ausgehen.
Ich vermute im übrigen, dass Ihr recht merkwürdiges Themenfeld „Behavioral Ethics“ (schon das Wort stimmt misstrauisch) keiner philosophischen Kritik standhalten würde. Sie dürfen aber selbstverständlich uns – öffentlich, versteht sich – mit einem kurzen Umriss (z.B. tausend Wörtern) versorgen – denn, anscheinend anders als Sie, – befürworte ich den Austausch. Ich würde mich dann gerne damit aus ethischer Sicht befassen.
Ebenso verdächtig kommt mir der Begriff „Verfahrensethik“ vor, der wohl der vorbenannten Pseudowissenschaft Diskursethik entliehen ist. Aber auch darüber können wir uns gerne – öffentlich und ohne falsche Rücksichtnahme auf die Eitelkeiten der Beteiligten – austauschen. Vielleicht hätte ich damit sogar Stoff für meine nächste Satire. (Ich muss mich aber bescheiden geben, denn die Literatur – Literatur! – zur Diskursethik übersteigt jede Satire: Es lese der Leser dort mal nach.)
Sie sind strikt gegen öffentliche Attacken. Ich bin dafür – ich stehe aus tiefster moralischer Überzeugung dazu. Damit verbunden ist ebenfalls meine strikte Ablehnung der Zensur, auch die versteckte Zensur, die Sie betreiben. Respekt ist keine Einbahnstraße. Wenn Sie zensieren oder meine Standpunkte verdrehen, so erhalten Sie keinen Respekt und keine Freundlichkeit mehr von mir. Der Vorschuss an Achtung, die jedem bei erster Begegnung zukommt, ist schnell aufgebraucht. Mit der Zensur und auch der fehlenden Beteiligung der meisten Mitglieder ist der Netzwerkgedanke längst erstickt. DNWE vertritt nicht mehr die Wirtschaftethik im Sinne der Ethik und auch nicht den Austausch. Diesen Verrat haben Sie unterstützt.
Es ist da kein Kavaliersdelikt. Die Gesellschaft steckt in der Krise. Allein in diesem gesegneten deutschen Lande gibt es viele Millionen Menschen, die nicht mehr ehrlich arbeiten und Geld verdienen dürfen – nicht weil die Aufgaben fehlen, sondern weil die Wirtschaft schlecht geordnet ist. Das heißt: Viele dieser Menschen haben doch bezahlte Arbeit, aber eben keine richtig ehrliche. Da könnte ein Verein, der sich mit Ethik befasst, für Durchblick und Umdenken sorgen. Er könnte sich mit den Weichenstellungen befassen, damit die Dinge sich ändern. Er hätte schon vor Jahren damit beginnen können. Der Unterzeichnete hat den Verein mitbegründet, um zur Änderung der Weichenstellungen beitragen zu können. Andere aber – darunter Sie – haben ihr Möglichstes getan, uns auszugrenzen.
Kommen wir aber jetzt – und hier kommen die Beweise für Ihre Arroganz – zu den Gründen, mit denen Sie meine Themenvorschläge haben entkräften und somit aus der Welt schaffen wollen. Hier noch mal Ihre Worte:

„Klagen habe ich auch von anderen gehört. Sie, Herr Gregory, haben eine unglaubliche Menge an Themen, die wahrscheinlich selbst Sie nur über die nächsten 10 Jahre angemessen tief behandeln können. Allein Patente, puh! Medikamente, verändertes Saatgut, Gentechnik … das ist heftig, wenn man daran mit mehr als Bauch-Meinungen arbeiten möchte. Marketing-Ethik. Ich schaffe derzeit nicht mal in meinen eigenen Themenfeld Behavioral Ethics am Laufenden zu bleiben.“

WO HABE ICH BITTE, Frau Professor Monika Eigenstetter, überhaupt die Themen verändertes Saatgut und Gentechnik erwähnt? Wie kommen Sie nur darauf?
Das kenne ich schon: Es ist die gängige verlogene Gegenwehr, mit der halbkluge Intellektuelle hierzulande und anderswo versuchen, Ihre Gegner mundtot zu machen. Sie tun es schon unbewusst, denn sie können nicht umhin, als jemanden in eine linke oder eine rechte Ecke mit den entsprechenden Paketen zu stecken. Dass jemand diese Kategorien kategorisch ablehnen könnte, begreifen sie nicht – oder sie wollen es nicht begreifen. Dass jemand über jede Sache für sich nachdenkt, darüber ein Werturteil trifft, und dann aus den Teilen ein eigenständiges Ganzes macht, kommt ihnen nicht in den Sinn, denn die Menschen haben – den gängigen Zerrbildern entsprechend – ihre Meinungen nach Eigeninteresse und Gruppenzugehörigkeit zu entscheiden. Das erkennt man übrigens schon an dem Ansatz der Diskursethik, bei der Ethik letztlich als Regeleinhaltung verstanden wird, und eben nicht als deren Gegenteil, nämlich als der Bereich, wo die Regeln nicht mehr greifen. So macht der versteckte und letztlich menschenverachtende Fundamentalismus (Treue zu Prinzipien und Treue überhaupt) den Boden frei für die Gleichmacherei und den Faschismus, auch den späten.
So die tiefenpsychologische Analyse Ihrer Verschmähung, Frau Psychologie-Professorin Monika Eigenstetter.
Oder ist es etwa so, dass Sie meine ersten recht kurzen (freundlichen und präzisen) Ausführungen einfach nicht gelesen haben? Dafür werfen Sie mir vor, mit „Bauch“-Meinungen zu arbeiten. Erstens: jede Meinung kann auf eine „Bauch“-Meinung zurückgeführt werden, auch alles was Sie meinen. Zweitens: wie wollen Sie wissen, dass meine Einstellungen nicht auf jahrzehntelange Forschungen und entsprechendem Nachdenken zurückzuführen sind? Ich habe Ihnen mitgeteilt, dass ich Arbeitspapiere zu den Themen verfasst habe. Sie müssen sie nicht lesen, aber Sie dürfen nicht so tun, als ob ich sie nicht geschrieben und angeboten hätte.
Sie unterstützen Herrn Fetzer bei seiner Weigerung, meine Anregungen nicht einmal ins Intranet zu stellen, obwohl er im Namen des Vorstandes dazu aufgefordert hat, uns im Sinne von online-Gruppen einzubringen. Da Sie sich inzwischen als Rezensionsverantwortliche und Moderatorin für das dnwe einsetzen und damit an der betreffenden Schaltstelle sitzen, handelt es sich bei Ihren abfälligen Äußerungen über meine Beiträge nicht um die Einzelmeinung eines Mitglieds, sondern praktisch um eine Vertreterin des dnwe.
Sie haben aber kein Befugnis, meine Vorschläge den Hunderten von Mitgliedern vorzuenthalten. Der Vorstand hat ebenfalls kein Befugnis dazu. Sie haben nicht nur kein rechtliches oder moralisches Befugnis dazu, Sie haben auch als Wissenschaftlerin kein Befugnis, denn hier geht es nicht um wissenschaftliche Beiträge, sondern um Gedanken und Reportagen zur Ethik. Ethik ist halt keine Wissenschaft, sondern an erster Stelle eine Praxis und eine Tradition.
Allein die Mitglieder haben zu entscheiden, ob meine Vorschläge diskussionswürdig sind (ich vermisse im übrigen die Anregungen der anderen Mitglieder: was haben Sie sonst alles unterdrückt?). Dabei habe ich den Verein – ein Netzwerk – unter anderen mitgegründet, damit ein Austausch überhaupt stattfindet. Dafür bezahlen wir die Beiträge.
Darüber hinaus stelle ich Ihren wissenschaftlichen Anspruch in Frage: Ich entnehme Ihren bisherigen Äußerungen im Zusammenhang mit dnwe, dass Sie über keine fachlichen Kenntnisse in der Ethik verfügen (in der Psychologie, vielleicht, wir sind aber kein Verein zur Psychologie, und vieles in der Psychologie ist ohnehin von zweifelhafter wissenschaftlicher Substanz). Ich glaube nicht einmal, dass Sie die Bedeutung des Wortes „Ethik“ richtig begriffen haben.
Sie haben darüber hinaus einiges geschrieben, woraus ich den Schluss ziehe, dass Sie überhaupt eine längst überholte und naive Auffassung der Wissenschaft vertreten. Ich spreche Ihnen damit jedes Recht ab, im Namen der Wissenschaft oder des dnwe über die Tauglichkeit meiner Beiträge oder die Beiträge Anderer zu entscheiden. Es steht Ihnen selbstverständlich frei, meine oder andere Beiträge als Schrott zu bezeichnen oder sonst zu verurteilen oder bewerten. Es steht Ihnen frei, sie nicht zu lesen. Es steht Ihnen aber nicht zu, andere Mitglieder daran zu hindern, eine eigene Meinung dazu zu bilden. Das aber haben Sie sich angemaßt. Sie legen an den Tag eine überschwängliche, unerträgliche Arroganz, die nicht verschwiegen werden darf.

Paul Gregory
Berlin, 1. August 2012

 

FAZIT
Tatsache ist, dass der Vorstand die Mitglieder mehrfach zum Schein eingeladen hat, sich einzubringen, wenn dies aber geschieht, werden die Beiträge so oder so getötet. Hier war nur ein Beispiel. Im übrigen obliegt es dem Vorstand, auch auf uneingeladene Beiträge und Anregungen der Mitglieder einzugehen oder sonst (z.B. im Intranet) zu veröffentlichen, damit Andere sich dazu eine Meinung bilden können.
In diesem Fall haben wir zumindest Begründungen vorliegen, weshalb die Beiträge ignoriert werden. Der Leser kann selbst dazu ein Urteil bilden, ob diese Begründungen echt sind oder nur Ausreden darstellen. Meine Vermutungen gehen teilweise dahin, dass die Verfasser (sowohl Fetzer als auch Eigenstetter) vom Menschtyp her geistig so eingeschränkt sind, dass sie nicht erkennen, wie lächerlich und unvertretbar ihre Positionen nun so sind. Letzten Endes verstehen sie nichts von Ethik, wie dies als Denktradition über zweiundhalb Jahrtausende in Europa gepflegt wird. Vielleicht können sie einige Namen und Begriffe hauptsächlich aus der Provinz Bundesrepublik nachplappern.
Sie verstehen aber auch nichts von der Wissenschaft bzw. von der Wissenschaftskritik. Wir haben es nicht mit festen Fachbereichen zu tun. So ist die Wirtschaftsethik in ihrem Kern absolut KEIN Wissenschaftsthema, sondern eine Praxis. Oder sagen wir es so: Es ist ein frei erfundenes Wort, um das wir nun eben kämpfen (z.B. hier).
Es handelt aber bei diesen und offenbar vielen anderen Hochschulleute um Menschen, die nicht imstande sind, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Es versteht sich, dass sie dann alles darauf setzen, auch anderen Menschen den Blick über den Horizont zu verwehren. So dürfte man den Äußerungen von Monika Eigenstetter entnehmen, dass die Politik und die Wirtschaft zehn Jahre lang nichts entscheiden können oder dürfen, denn die Sachen sind frühestens nach dieser Zeitspanne zu Ende geforscht worden.
In ihren Rollen beim dnwe haben die Vorstandsmitglieder und auch Eigenstetter nun eben eine Managerrolle übernommen. Darf ich die Behauptung wagen, es handele sich um Menschen, die als Manager (geschweige denn als Politiker) vollkommen ungeeignet sind? Dafür aber wollen anscheinend einige davon doch Management beraten dürfen. Oder handelt es sich um sehr gute Manager, die aber ein hinterhältiges Ziel verfolgen?

Cousin Cusanus