VERLORENE LIEBESMÜHE

Die Texte in dieser Rubrik stammen aus den Jahren 2010 und 2011. Zwar beziehen sie sich vordergründig auf die damaligen Ereignisse im dnwe, sie enthalten aber zahlreiche Hinweise und Präzisierungen, die noch immer (im Juli 2012) aktuell sind und es wohl noch länger bleiben werden. Sie belegen ferner, dass eine vereinsinterne Auseinandersetzung schon damals unmöglich geworden war. Es handelt sich also keinesfalls lediglich um ein Archiv: Sieht der Leser einmal von einigen wenigen tagesaktuellen Bezügen ab, so ergibt sich ein Bild von konstruktiven Vorschlägen, was hätte alles noch aus dem dnwe werden können, wenn nicht an den Schaltstellen Saboteure und Schlafmützen gestanden hätten. Vieles wurde ins Intranet gestellt, wurde aber kurzerhand vom Vorstand bzw. von dessen Erfüllungsgehilfin gelöscht – neben den Beiträgen anderer Mitglieder.

Hier wäre ansonsten eine Pflichtlektüre, würde jemand doch einen sauberen Verein für das Netzwerken von Wirtschaftsethikinteressierten gründen. Es wird im übrigen erneut vorgeführt, dass die führenden Köpfe des dnwe gar keine sind: intellektuelle Nullen, die, auch wenn sie miteinander multipliziert werden, noch immer eine Null ergeben.

Einige Aussagen befinden sich zwar mit ähnlicher aber nicht gleicher Formulierung anderswo auf dieser Website, es handelt sich allerdings dann um Feststellungen, die wichtig genug sind, um auch zweimal Gehör zu finden. Daneben sind ebenfalls Überlegungen, die an anderer Stelle entweder gar nicht oder zumindest weniger aussagekräftig gebracht werden. Die Lektüre sollte im übrigen überhaupt lohnenswert sein, soweit der Leser sich auch praktisch für Ethik und Verwandtes interessiert, d.h. unabhängig von seinem Interesse für das dnwe-Trauerspiel.

 

J'accuse

dnwe (Deutsches Netzwerk für Wirtschaftsethik e.V.), das Cusanus im Jahre 1993 mit ca. 13 anderen in Bad Homburg gegründet hat, ist von Menschen unterwandert worden, die kein Interesse und kein Verständnis für Ethik im eigentlichen Sinn haben. Es handelt sich inzwischen bei vielenfdiese stud führenden Mitgliedern um die Vertretung von Partikularinteressen und um die systematische Vermeidung einer eigentlichen Auseinandersetzung mit brennenden wirtschaftsethischen Themen und somit keinesfalls um echtes (und risikoträchtiges) Engagement. Es handelt sich ferner um Menschen, deren intellektuelle Integrität, Urteilskraft (judgement) und moralische Reife angezweifelt werden können.

Das sind harte Urteile, die es zu belegen gilt.

Es versteht sich von allein, dass eine Organisation, die sich Ethik auf die Fahnen geschrieben hat, sich an höhere Maßstäbe zu halten hat als sonst irgendeine wissenschaftliche oder wirtschaftliche Einrichtung. Es versteht sich auch, dass eine Organisation, die sich Netzwerk benennt, weitestgehend von Befehlsstrukturen frei zu sein hat. Eine aufrichtige, selbstkritische und anti-autoritäre Geisteshaltung dürfte bei den Gremienmitgliedern normalerweise vorausgesetzt sein. Die Vertreter des dnwe denken aber offensichtlich anders.

In den begleitenden Materialien (PDFs, die auch für das bequeme Lesen auf elektronischen Lesegeräten – z.B Kindle – ausgelegt sind) wird die Geisteshaltung von bestimmten Mitgliedern des Vorstands und des Kuratoriums veranschaulicht und analysiert, zum Teil mit deren Eigenaussagen.

Persönliche Angriffe gehören nicht zum guten Ton – dessen ist sich Cusanus bewusst. Es geht hier aber nicht um Etikette. Im Gegenteil: Cusanus ist nach vielen Jahren der Beobachtung und des Nachdenkens zu dem Schluss gekommen, dass die ganzen von der business ethics movement gepriesenen Kodizes, Gesetze und Compliance-Bemühungen nichts nutzen, solange es den Menschen, die sie umsetzen, an den charakterlichen Eigenschaften und Feingespür (sense of judgement) fehlt, die deren Umsetzung erlauben würden.

Bei diesem Projekt handelt es sich nicht allein um die Gegenwehr auf die Unterwanderung des dnwe und den Missbrauch des Wortes Ethik, sondern um ein Vorbild dessen, was dringend in der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt erforderlich ist.

Einer Berichterstattung in The Guardian zufolge liegt der Anteil der Psychopathen in der Bevölkerung bei einem, in der Managerklasse aber gleich bei fünf Prozent. Der Anteil von denen, die kriminell gesinnt sind, dürfte viel höher liegen. Unter diesen Aufsteigertypen haben unzählige Menschen in der Arbeitswelt täglich zu leiden, manchmal ein Leben lang, von den weiterführenden gesellschaftlichen Schäden ganz zu schweigen.

Wer sich in eine leitende Stelle befördern lässt, wer eine gesellschaftswichtige Funktion als höherer Staatsbeamter oder Richter belegt, aber auch wer sich als Anwalt, Unternehmer, Wirtschaftsmanager oder dergleichen betätigt, muss – nach den Vorstellungen von Cusanus – damit rechnen, dass sein Verhalten und seine Entscheidungen insgesamt einmal unter die Lupe genommen werden. Es geht dabei nicht um einzelne Fehlentscheidungen, die wir ja alle gelegentlich machen, sondern um das Gesamtbild, die Tendenz. Das öffentliche Leben ist im übrigen keine Privatsphäre, insoweit kann niemand hier einen besonderen Schutz vor Kritik – auch Anprangerung – einfordern.

Meistens erlauben es die Umstände nicht, die verbreitete Inkompetenz, die unterschwellige Menschenverachtung und den ungezügelten Egoismus in der Wirtschaft zur Schau zu stellen. Die Leidtragenden müssten um den Arbeitsplatz bangen, was nicht so schlimm wäre, würden sie nicht noch um den nächsten – also den anschließenden – Arbeitsplatz bangen müssen. Es gibt ferner Verschwiegenheitsverpflichtungen, die auf Vermummung hinauslaufen, und auch die haltlose Androhung eines Anwalts kann ganz schön einschüchtern.

Ausnahmsweise liegt nun ein Musterfall vor, anhand dessen der Zynismus und die Arroganz aber auch die Beschränktheit von Menschen veranschaulicht werden können, die sich um den Aufstieg in gesellschaftliche Stellen bemüht haben, wo sie besser zu sein haben und es besser wissen müssten.

 

Schnelle Stellungnahme
zur Präsentation des Vorstandes des DNWE für die Außerordentliche Mitgliederversammlung

1.
Die Zusendung der Unterlage war viel zu kurzfristig (72 Stunden vor der AMV). Somit hatten die Teilnehmer keine Zeit, sich selbst mit der Sache zu befassen, geschweige denn, sich mit Ihren Mandanten darüber zu verständigen.

2.
PowerPoint ist genau das falsche Format für eine seriöse Besprechung. Dies ist seit vielen Jahren allgemein bekannt.

3.
Es wird stillschweigend davon ausgegangen, wir seien uns einig, dass die R-B-Studie Bestand hat. Dabei war diese – wie ich in meiner umfassenden Kritik_an_der_Roland-Berger_Studie.pdf ausgeführt habe – von Anfang an unseriös konzipiert, der Rückfluss war entsprechend gering, Möglichkeiten einer nuancierten Stellungnahme haben gefehlt, und schließlich zeigt eine Analyse des Zahlenwerks von R-B, dass diese nicht einmal das einfache Rechnen beherrscht.
Ohne mich zu informieren ist meine Kritik auf dem dnwe-Intranet umbenannt worden in "Schlimmer als ein Fehlgriff". Somit war der Inhalt der pdf nicht mehr unmittelbar erkennbar.

4.
Inhaltlich handelt es sich bei der Präsentation von Dr. Kleinfeld weitestgehend um eine Auflistung von Stichpunkten und Schlagworten, nicht um Argumente.
Eine kritische Überprüfung der Konzepte und der Praxis der CSR, Social Entrepreneurship und der Compliance ist nicht vorgesehen. Es wird stattdessen unterstellt, wir seien alle der Meinung, der Weg zur Wirtschaftethik würde über Kodizes und Kontrolle führen.
Die Stichpunkte kommen weitestgehend einer blossen Wunschliste gleich: Wie diese ehrgeizigen Ziele in einem Verein von Freiwilligen konkret realisiert werden sollen, wird nicht ausgeführt. Es wird unterstellt, dass die Mitglieder diese Wünsche teilen: Dafür aber fehlt es an Beweisen.
Der Vorstand bildet sich ein, das Wirken und die kreativen, individuellen Leistungen der Mitglieder im Sinne einer Planwirtschaft steuern zu können und zu dürfen. Sinnvoll wäre es aber vielmehr, der Vorstand würde sich darauf beschränken, den Rahmen für den Austausch und die gegenseitige Wertung der Leistungen und Ideen zu schaffen. Eine entsprechende elektronische Plattform fehlt noch immer, als ob wir im letzten Jahrhundert leben würden.
Zwischen den Zeilen der Präsentation wird der eigennützige Zweck der Vorstandsmitglieder klar: Es geht weniger um Ethik als um Auftragsbeschaffung für Insider. Das ist es wohl auch, was hier mit Professionalisierung gemeint ist. Mit eigentlicher Professionalität hat es also nichts zu tun.

5.
Laut Schreiben vom 26. Mai setzt der Vorstand auf Beteiligung und Transparenz. Diese werden aber nicht praktiziert. So geht der Vorstand auf meine sorgfältig ausgearbeiteten Referate und Alternativen (Strategiepapier, Roland-Berger, Instrumentalisierung der Ethik u.v.a.m.) mit keinem Wort ein – weder hier noch sonst, d.h. nicht einmal mit einer ablehnenden Stellungnahme. Wer einlädt, Meinungen einzureichen, ist damit ethisch überhaupt verpflichtet, diese auch wahrzunehmen und zumindest kurz darauf einzugehen. Dieser Vorstand hat aber offenbar andere Vorstellungen von Ethik.

Es war dies eine schnelle Stellungnahme. Die allgemeine Kritik und die Vorwürfe bilden aber nur die Spitze eines Eisbergs. Ausführliches auf meiner Website www.CSR-Skepsis.de. Dort auch mehr demnächst.

P. Gregory

 

Protest gegen die außerordentliche Mitgliederversammlung in Düsseldorf am 19. November

Protestpaper als PDF | November 2011

 

Antwort von Prof. Dr. Albert Löhr auf die Bitte, verschiedene Paper mit dem Protest an alle Mitglieder im Vorfeld der außerordentlichen Mitgliederversammlung per Mail zu versenden

als PDF | November 2011

 

Die Alternative: Strategiepapier dnwe

Konzept als PDF | Juli 2011

 

Die Instrumentalisierung der Ethik

Streitschrift zur Politik des DNWE als PDF | Juni 2011

 

DNWE schafft sich ab

Streitschrift als PDF | Mai 2011

 

Schlimmer als ein Fehlgriff: Die Roland-Berger Studie

Kritik als PDF | Juni 2011

Es handelt sich um ein seltenes Paradebeispiel für die Verlogenheit bzw. Inkompetenz eines führenden Beratungsunternehmens. Cusanus hat im Berufsleben über Jahrzehnte hinweg Einsicht in zahlreiche Beratungsstudien erhalten, und er erachtet die wenigsten für inhaltlich halbwegs wertvoll. Aufgrund der Verschwiegenheitspflicht ist es meistens unmöglich, den intellektuellen Bankrott vieler Unternehmensberater (und deren Auftraggeber) anzuprangern. Auf einmal ist es hier aber ausnahmsweise zulässig. Der Umgang des damaligen Vorstandes unter Albert Löhr mit dieser Scheinstudie war außerdem ein Skandal für sich. Der Vorstand hat die Kritik ignoriert. Vielleicht gibt es dafür zu viele faule Unternehmensberater unter den Mitgliedern; (gegen tüchtige ist natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil).

 

Zukunft und Perspektiven des DNWE

Überblick aus Sicht des Jahres 2010 als PDF

 

Wer kennt das in der Arbeitswelt nicht? Die einen bringen die Leistungen, die anderen stellen sich so dar, als ob sie es wären. Ähnliches geschieht in der Vereinswelt. Cusanus konnte kurz vor Elmshorn sich mit zwei guten Freundinnen treffen, beide federführend in ihren Vereinen, und für deren Aufrichtigkeit er bürgen kann. Ihre Klage: Viele sind immer dabei, wenn es darum geht, Lob zu ernten. Sonst nicht.

In der Arbeitswelt geht es aber in aller Regel noch viel schlimmer zu. Nachdem der Vorgesetzte im Vorfeld alles beinahe sabotiert hat, schaffen es die Untergebenen aus lauter Angst um ihren Arbeitsplatz, die Sache doch noch zu retten. Dafür der siegreiche (haftungsbefreite) Manager: Es hat doch noch alles geklappt! Dafür habe er aber schließlich Tag und Nacht gearbeitet (allerdings übermüdet eher als unermüdlich).

Es steht auf dem Lebenslauf so manches, was man lieber nicht hinterfragen sollte: Was für Ämter, Aufgaben, Umstrukturierungen man alles – „erfolgreich“, versteht sich – bewältigt hat. Die Leichen werden nicht gezählt.

Man könnte der Meinung sein, dass dies in einem Verein, der sich Ethik auf die Fahnen geschrieben hat, anders laufen würde. Vor allem, wenn es sich um einen Verein handelt, der sich angeblich für die Ethik in der Wirtschaft einsetzt.

Weit daneben. Die Zyniker haben – leider – doch wieder recht.